ES-Sirnau: Freiwillige Feuerwehr feiert ihr 75-jähriges Bestehen – Kleine Abteilung ohne Nachwuchssorgen

Quelle: Artikel vom 20.07.2016 © Eßlinger Zeitung

Von Peter Stotz

Sirnau ist mit etwa 860 Einwohnern der kleinste Stadtteil Esslingens. Entsprechend überschaubar ist auch die Feuerwehrabteilung. Gerade einmal 14 Aktive zählt die Abteilung, hinzu kommen noch einmal sechs Mitglieder der Altersabteilung. „Wir sind zwar eine kleine Abteilung, aber wir sind gut aufgestellt und ausgerüstet, sagen Abteilungskommandant Frank Durchdenwald und sein Feuerwehrkamerad Heino Leibersperger.
Seit 75 Jahren ist die Feuerwehr ein fester Bestandteil des Ortes, ein offizielles Gründungsdatum für die Abteilung Sirnau gibt es allerdings nicht. Viele Akten und Unterlagen sind verloren, zumal die Sorgen der Sirnauer in den ersten Jahren der Siedlung oft anderen Dingen gegolten haben, als Schriftstücke anzufertigen und in Aktenschränken sicher aufzubewahren.
Als im Juli und August 1932 die ersten Bewohner ihre eigenhändig und in Gemeinschaftsarbeit aufgebauten Häuser in der neuen „Erwerbslosen- Randsiedlung“ Sirnau beziehen, sind die Probleme des täglichen Überlebens vordringlich. Die Grundstücke müssen soweit bearbeitet werden, dass vor dem nächsten Winter noch etwas geerntet werden kann. Lebensmittel müssen zunächst per Fahrrad oder zu Fuß in Oberesslingen, Berkheim oder in Esslingen besorgt werden, und dies auf beschwerlichem Weg entlang des Eisbergs über den später abgetragenen Hügel „Hoher Stich“ zum Alicensteg hin. Wenn es brennt, ist die Feuerwehr Esslingen zuständig.

Eine Löschkarre für Sirnau

Die Straßenbauarbeiten am Eisberg sind Auslöser für erste Überlegungen, in Sirnau eine eigene einer Feuerlöschgruppe aufzustellen. Ende Juni 1939 regt der damalige Kreisbaumeister Ertinger bei der Esslinger Feuerwehr „die Aufstellung eines Löschtrupps (ein Führer, acht Mann) für Sirnau“ an, da die Eisbergstraße für längere Zeit für den Verkehr gesperrt und Sirnau für die Löschzüge der Esslinger Wehr nicht rasch genug erreichbar sei. Da die Eingemeindung Berkheims bevorstehe, könne man zwar auf das Löschfahrzeug der dortigen Wehr zurückgreifen und auf ein Fahrzeug für Sirnau verzichten. Dennoch müsse „die Unterstellung einer Löschkarre in Sirnau unbedingt in Erwägung gezogen werden“, so der Kreisbaumeister.
Die Prüfung des Vorschlags nimmt ihre Zeit in Anspruch. Im Februar 1940 schließlich wird der Gemeinschaftsleiter der Siedlung Sirnau, der Flaschnermeister Albert Bauer, vom städtischen Polizeiamt darüber informiert, dass in Sirnau eine Gruppe der Freiwilligen Feuerwehr Esslingen aufgestellt werden soll. Als Ausrüstung soll sie mit einem Hydrantengerät ausgestattet werden, für dessen Bedienung „ein Führer und 16 Mann notwendig“ seien. Bauer wird aufgefordert, eine Liste von Freiwilligen, „die auch tagsüber in der Siedlung anwesend sind“, einzureichen. Sechs Wochen später liegt eine Liste mit 17 Freiwilligen vor, genehmigt wird letztlich jedoch nur eine Gruppe von acht Feuerwehrleuten. Albert Bauer wird zum Kommandanten ernannt, er bleibt in dieser Funktion bis zum Jahr 1965.
Im Februar 1941 wird schließlich auch eine Garage für die Gerätschaften gefunden, die Abteilung ist einsatzbereit. Ein Feuerwehrhaus wird allerdings erst Anfang der 50er-Jahre gebaut, zuvor lagert die Ausrüstung in Schuppen und anderen Provisorien, teilweise wird sie auch im Sirnauer Hof untergebracht. Ihr erstes Feuerwehrfahrzeug erhält die Abteilung im Jahr 1953. Das heutige Feuerwehrmagazin im Finkenweg hat die Abteilung im Jahr 1999 von der Stadt Esslingen als Rohbau übernommen und in Eigenleistung ausgebaut.

„Voll einsatzfähig“

„Wir sind mit zwei Fahrzeugen gut ausgestattet, die Ausrüstung und der Ausbildungsstand sind die gleichen wie in allen anderen Abteilungen, wir sind also voll einsatzfähig“, sagt Frank Durchdenwald. Zwar bestehe in Sirnau wie auch in vielen anderen kleinen Orten das Problem, dass nur wenige der Feuerwehrleute tagsüber vor Ort seien. „Aber da immer zentral alarmiert wird und die Abläufe gut eingespielt sind, haben wir es bisher immer gut geschafft, spätestens in acht Minuten vor Ort zu sein“, berichtet der Kommandant.
Wie überall hat sich auch bei der Sirnauer Feuerwehr der Schwerpunkt der Einsätze im Zuständigkeitsbereich Siedlung und Gewerbegebiet von der Brandbekämpfung hin zur technischen Hilfeleistung entwickelt. Überwiegend wird Ölspuren, Wasser- und Sturmschäden zu Leibe gerückt. Seit dem Bau des Polderpumpwerks vor einigen Jahren, das das Gebiet entwässert, ist auch die Zahl der nach Regenfällen vollgelaufenen Keller stark zurück gegangen.
Kommandant Frank Durchdenwald würde sich durchaus freuen, einige Aktive mehr in der Abteilung zu haben, doch ernsthafte Nachwuchssorgen macht er sich zurzeit nicht. „Für viele Jüngere ist die Feuerwehr sehr attraktiv, trotz der großen Konkurrenz durch die Vereine. Und in Esslingen wird mit der Kinder- und Jugendfeuerwehr eine sehr gute Nachwuchsarbeit geleistet“, sagt er. Auch Heino Leibersperger blickt optimistisch in die Zukunft. „Wir haben gelernt, umzudenken. Die Tradition, dass man in der Familie eben in der Feuerwehr ist und das vom Vater auf den Sohn übergeht, die gibt es eben nicht mehr. Also müssen wir aktiv auf die Leute zugehen, und weil man sich eben kennt im Stadtteil, geht vieles über Freundschaft“, sagt er.
Die Verankerung im Stadtteil macht sich auch beim Engagement der Abteilung für das soziale Leben in Sirnau bemerkbar. „Als kleinste Esslinger Abteilung stellen wir alle zwei Jahre das größte Feuerwehrfest in der Stadt auf die Beine. Das hat Tradition und wird uns im Ort hoch angerechnet. Alle machen mit und unterstützen uns dabei“, freut sich Heino Leibersperger. So könne die Abteilung auch beruhigt dem kommenden Festwochenende entgegensehen, sagen Durchdenwald und Leibersperger. „Die Sache steht, Sirnau kann feiern“.


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