ES-SIRNAU: Marianne Wagner, Carola Schilling und Corinna Troll gestalten Schönes und Schmückendes mit unterschiedlichsten Materialien

 

Hochstapler gibt’s in Sirnau und einen Rumhänger-Baum: Das hat nun gar nichts mit zwielichtigen Zeitgenossen zu tun, sondern mit Kunst. Hochstapler nennt Marianne Wagner ihre ungewöhnlichen Stühle aus Metall mit den hohen Lehnen. Und an den Rumhänger-Baum, einen Pflaumenbaum in ihrem Garten, hängt Carola Schilling all jene kleinen Glaskunstwerke, die ihr nicht ganz perfekt gelungen, aber viel zu schade zum Wegwerfen sind. Corinna Troll komplettiert mit ihrer Acryl-Malerei und den Mosaikarbeiten das kreative Künstlerinnen-Trio.

Quelle: Esslinger Zeitung - 12.06.2012
Von Elisabeth Schaal


Auffallende Colliers, dekorative Tüten aus handgeschöpftem Papier, in die eine kleine Flasche oder eine Vase mit einer langstieligen Blume gestellt werden kann, ein ungewöhnlicher Stuhl: Marianne Wagner ist eine vielseitige Künstlerin.


„Schmuck macht jeder. Existieren kann nur, wer etwas fertigt, das aus dem Rahmen fällt.“ Doch der Schmuck von Marianne Wagner fällt nicht nur aus dem Rahmen - sondern auch auf. Groß und teils schwer sind die modischen Colliers aus Achat, Horn, Holz und ihrem Lieblingsmaterial Muranoglas. Einmal jährlich fährt die gebürtige Vorarlbergerin, die seit annähernd vier Jahrzehnten in Sirnau lebt, zu einer großen Schmuckmesse nach Mailand. „Dort kaufe ich die Teile ein, und im Lauf des Jahres ergibt sich was“, sagt die elegante zierliche Frau mit dem Gespür für Farben und Formen. Auch für ihre künstlerisch gestalteten Objekte für drinnen und draußen ergibt sich „immer irgendetwas“: Dafür verwendet sie häufig Recyclingmaterial. „In der Garage liegt genügend altes Material. Wenn ich das vor mir habe, brauche ich nur noch eine Idee, was daraus werden kann“, sagt die Künstlerin. „Ja, und was meine Frau im Kopf hat, darf ich dann umsetzen“, sagt Hermann Wagner schmunzelnd. Der gelernte Schlosser macht das perfekt. So ist die an zwei Metallstangen befestigte Kehrschaufel zum Hingucker geworden, hat sich die alte Gartenschere ins Objekt Scherenschleifer verwandelt und entstand das Duo Weitblick aus alten Schaufeln und Werkzeug. „Alle Objekte bekommen einen Namen“, sagt die Künstlerin. Stets aufs Neue fasziniert sie der Kontrast verschiedener Materialien, die sie auf sehr eigenwillige Art kombiniert. Ihre fantasievollen Kreationen zeigt sie bei Messen im In- und Ausland und etliche waren kürzlich bei einer Ausstellung im Hofgut Sirnau zu sehen. Mittwochs stehen die Türen ihrer Werkstatt im Sirnauer Falkenweg 34 zwischen 10 und 20 Uhr offen (Anmeldung unter Tel. 0174/6 11 60 98).Immer wieder schauen Frauen vorbei, die ihren Schmuck lieben: „Wenn sie ein neues Gewand haben, kommen sie zu mir und kaufen den passenden Schmuck dazu“, freut sich Marianne Wagner.

Momentan keinen Kundenbesuch kann dagegen Carola Schilling im Amselweg 8 brauchen: Dort haben gerade die Handwerker das Sagen. Wenn es wieder einmal einen kräftigen Schlag tut, zuckt die Glaskünstlerin in ihrem Atelier zusammen und schaut mit bangem Blick umher, ob alles heil geblieben ist: die mit kunstvollen Glasumrandungen versehenen Spiegel, die fröhlichen Fensterbilder und die Gartenstecker in Form von Vögeln, Igeln, Sternen, lustigen Katzengesichtern und vielem mehr. Nach dem Studium an der Freien Kunstschule Nürtingen hatte Schilling zunächst mit Keramik gearbeitet und „verrückte Formen“ entworfen, „doch mir fehlte die Farbe“.

Fasziniert vom leuchtenden Glas

Ein Besuch der Glasstec in Düsseldorf, einer Fachmesse für Glas, dessen Herstellung und Veredelung, machte sie auf die Technik Fusing aufmerksam, das Verschmelzen von Glas verschiedener Farben und Formen in einem speziellen Brennofen. Dabei wird das Glas so weit erweicht, dass sich einzelne Teile dauerhaft verbinden. „Diese Farben, das satte Rot, das leuchtende Gelb und die Farben des Meeres haben mich fasziniert“, erinnert sich die Künstlerin, die ihre Glaskunst an Wochenenden auf Märkten von Frankfurt bis zum Bodensee verkauft. Anderthalb Jahre blieb sie ihrer Keramik noch treu, dann verkaufte sie die Werkstatt und erwarb einen Schmelzofen für Glas, denn sie wusste: „Dieses Material lässt mich nicht mehr los.“ Auch 16 Jahre später ist die Faszination geblieben: „Wenn meine Stücke im Brennofen fast fertig sind, umkreise ich ihn immer noch voller Spannung und kann es kaum erwarten, die Ergebnisse zu sehen.“


Das Malen mit Acrylfarben, bevorzugt in Sonnengelb, und seit einem Jahr auch Mosaikkunst begeistern Corinna Troll.


Lieber abstrakt

Seit dem Einser im Bildhaften Gestalten in der Schule, also seit rund 20 Jahren, lässt das künstlerische Arbeiten auch Corinna Troll nicht mehr los. Zum „Brotberuf“ habe es zwar nicht gereicht, sagt die gelernte Industriekauffrau lachend. Doch die in ihren Lieblingsfarben gelb und orange gehaltenen Acrylbilder, zum Teil noch mit Strukturpaste oder Blattgold versehen, kommen im Bekanntenkreis gut an und werden auch übers Internet verkauft. Unterschiedliche Formate mit abstrakten oder geometrischen Motiven - „Figürliches liegt mir nicht“ - beleben das Haus im Zeisigweg 5.

Im Garten zeugt ein großformatiges Werk von einer neuen Leidenschaft, die die Autodidaktin seit dem vergangenen Jahr gepackt hat: Mosaikkunst. Das Motiv auf einer Windschutzwand zeigt - je nach Interpretation - ein Fabeltier oder eine Landschaft. Als Material verwendet Corinna Troll brasilianischen Quarzit und (Bruch-)fliesen. Allerdings sei sie eine künstlerische Saisonarbeiterin, gibt Troll zu: „Im Sommer treibe ich viel Sport und bin eher darin aktiv als mit meiner Kunst.“  

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