Die Firmen Schefenacker-Reisen und Autohaus Entenmann zählen zu den Pionieren im Sirnauer Gewerbegebiet

Quelle: Esslinger Zeitung - 27.05.2008
Von Elisabeth Schaal

Die Begehrlichkeiten sind groß: Seit er im September 2006 als städtischer Wirtschaftsförderer nach Esslingen gekommen sei, hätten an die zwei Dutzend Firmen Interesse gezeigt an jenem rund 14 000 Quadratmeter großen Gelände, das die Stadt im Sirnauer Industriegebiet noch im Angebot hat, schätzt Stephan Reichstein. Doch ein „wertschöpfendes, innovatives Unternehmen, das viele Arbeitsplätze garantiert“, ließ bisher auf sich warten, noch kein Interessent erhielt den Zuschlag. Reichstein: „Ein Forschungs- und Entwicklungszentrum wäre natürlich ideal.“ Den attraktiven Standort bewertet er als das für Esslinger Verhältnisse am modernsten aufgestellte Gewerbegebiet mit einer klaren Gliederung: „Alles, was ein Industriegebiet braucht, etwa die Verkehrsnähe wie in diesem Fall die Anbindung an die B 10, wurde aus einem Guss entwickelt.“ Große Bedeutung misst Reichstein dem Möbelhaus Rieger bei, das im Sommer eröffnen und 400 Arbeitsplätze schaffen will: „Unter Wirtschaftsförderern werde ich dafür beneidet.“

Schleppender Siedlungsbeginn

Dass das inklusive Rieger 31,6 Hek­tar große Gewerbegebiet, in dem bisher rund 1000 Menschen beschäftigt sind, eine Erfolgsgeschichte schreiben wird, war für die Pioniere nicht absehbar. „Wir zogen Mitte 1978 nach Sirnau um. In den Jahren davor herrschte ein Konjunkturtief, die Ansiedlungen verliefen zunächst schleppend. Keiner wusste, wann die Talsohle durchschritten sein würde“, erzählt Geschäftsführer Ernst Stöck von der 1927 gegründeten Schefenacker Reise- und Verkehrs GmbH. Gemeinsam mit Omnibus-Fischle hatte man die „14-Millionen-Mark-Baustelle“ entlang der K 1215 hochgezogen: „Das war damals die größte Baustelle im Landkreis Esslingen. Und wir hatten noch die Auswahl bei den Grundstücken.“ Die Metro, innerhalb von zwei Monaten hochgezogen, war das erste Projekt auf dem ersten, 14 Hektar großen Bauabschnitt. Auch die Autohäuser Denneler, Staiger und Entenmann, die Klein KG, die Bäckerei Zoller sowie Reiter & Schefen­acker hätten kurz vor seinem Unternehmen auf dem Areal gesiedelt, erinnert sich Stöck. 2600 Quadratmeter überbaute Fläche, 30 Stellplätze für Busse in Abstellhallen, aus denen nicht mehr umständlich rückwärts heraus-, sondern durchgefahren werden kann und nicht zuletzt die gasbetriebene Luft-Wärme-Pumpe für die Energieversorgung - der Schock nach der Ölkrise 1973/74 saß tief: Bei soviel Innovation hatten sich zur Eröffnung im Juni 1978 auch die beiden Fernsehanstalten ARD und ZDF angesagt. Nicht zuletzt ist das Ganze auf 500 Betonpfählen errichtet, weil das Gelände in der Talaue des Neckars inmitten von Schwemmland liegt. „Wir waren zudem einer der ersten Betriebe, die Hebebühnen für die 18-Meter-Gelenkbusse hatten“, sagt Stöck nicht ohne Stolz. Unhaltbare Zustände hatten Schefenacker zum Wegzug aus dem Mischgebiet in der Otto-Bayer-Straße bewogen: „Wir hatten zwar Ausnahmegenehmigungen, dass die Busse in diesem Wohn- und Gewerbegebiet auf der Straße abgestellt werden durften. Aber das gab natürlich ebenso Ärger wie der Krach, wenn die schweren Fahrzeuge morgens um halb fünf starteten“, weiß Ernst Stöck noch gut.

Kundschaft honoriert Umzug

An große Probleme am alten Standort in der Heilbronner Straße, aus dessen räumlicher Enge man 1980 nach Sirnau übersiedelte, erinnert sich auch Werner Entenmann noch gut. „Wenn die Tieflader nachts aufs Gelände reingefahren sind und Autos abgeladen wurden, hat das die Nachbarn natürlich nicht gefreut.“ Auch sei man morgens um sechs Uhr schon hin und her gefahren: „Wir haben mit unseren Autos öffentliche Parkplätze belegt, damit unseren Kunden Parkplätze zur Verfügung standen.“ Heute schmunzelt er darüber, damals habe man das mit schlechtem Gewissen getan. Fünf Millionen Mark investierte Entenmann in das neue Autohaus, das weltweit als erster die typische weiß-silberne BMW-Fassade erhielt, und die im Juni den Arbeiten im Zusammenhang mit dem Neubau zum Opfer fallen wird.

Die Entscheidung, mit dem 1948 gegründeten Unternehmen nach Sirnau zu gehen, hing mit der Neustrukturierungsphase bei BMW zusammen - „wir mussten da einfach mitziehen“ - und habe gewaltig Bauchschmerzen verursacht, erinnert sich Werner Entenmann: „Die Kunden waren sehr irritiert. Denn es war zu der Zeit noch üblich, dass Autohäuser zentrumsnah lagen. Die Frage, ob uns die Kundschaft verloren geht, hat uns schon mächtig umgetrieben.“ Jede Busverbindung habe man den Kunden mitgeteilt, Fahrdienste eingerichtet und eben die Mobilität sichergestellt. Dann kam das große Aufatmen: „Innerhalb von drei Monaten war klar, dass sich das Risiko gelohnt hat.“ Ein Grundstück in dem 1955 ausgewiesenen Gewerbegebiet Neckarwiesen nördlich der Bahnlinie, mit dem die Stadt nach dem Krieg auf den einsetzenden Aufschwung reagiert hatte und das in den kommenden Jahren mit großem Aufwand saniert werden soll, hatte die Firma Entenmann übrigens abgelehnt: „Wir fanden das Umfeld dort nicht schön, wollten was Neues und natürlich von der B 10 aus gesehen werden.“

Autofahrer-Blicke auf sich ziehen

Ein nicht zu unterschätzender Faktor, bestätigt Stephan Reichstein: „Wenn dies von einer Bundesstraße wie eben in diesem Fall der B 10 aus geschieht, ist das noch besser als von einer Autobahn aus. Autofahrer und damit potenzielle Kunden rauschen nicht so schnell vorbei. Und wenn noch Namen weiterer bekannter Firmen zu entdecken sind - umso besser. Deshalb ist das Gewerbegebiet Sirnau auch so attraktiv.“

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