Bau der Siedlung fördert Funde zutage


Quelle: Esslinger Zeitung - 26.05.2008

(bes) - Ohne den Bau des Neckarkanals und der Siedlung Sirnau wäre das Stadtmuseum Esslingen heute um etliche attraktive Exponate ärmer: Bei den Grabungen stieß man auf jahrtausendealte Schmuck- und Alltagsgegenstände. Demnächst werden Funde aus der Alamannenzeit in einer Ausstellung gezeigt.

Lutz Reichardt, der sich auf die Erforschung von Ortsnamen spezialisiert hat, führt Sirnau auf den Eigennamen Sirmo zurück, eine Kurzform des zweistämmigen Rufnamens Sigurmar. Bereits Jahrtausende vor der ersten urkundlichen Erwähnung von „Sirmenowe“ im Jahr 1241 - Ritter Albert von Altbach verkaufte seine Güter in Sirnau an die Dominikanerinnen in Kirchheim, um sich am Kreuzzug gegen die Tartaren beteiligen zu können - war das Gebiet besiedelt. In den Funden spiegeln sich Kulturen und Völker wider, die seit fünf Jahrtausenden den süddeutschen Raum bewohnten.Entdeckt wurden Beile aus der Zeit von etwa 4600 bis 2000 v. Chr., bronzezeitliche Scherben (ab etwa 2000 v. Chr.), drei reich ausgestattete Hallstattgräber (600 bis 400 v. Chr.), Scherben aus der La-T è ne- und aus der römischen Zeit.

Zwei Weiler

Als Anfang der 1920er-Jahre der Neckarkanal gebaut wurde, stieß man im Gebiet der heutigen Dieter-Roser-Brücke auf Alamannengräber aus dem sechsten Jahrhundert n. Chr. „In dieser Zeit gab es zwei Weiler, Obersirnau beim heutigen Kanal gelegen und Untersirnau, das sich zwischen der Siedlung Sirnau und dem Sirnauer Hof befunden haben dürfte“, weiß Diplom-Archivarin Ursula Kümmel vom Esslinger Stadtarchiv. Zu den beiden Weilern habe eine Pfarrkirche gehört, die dem heiligen Bischof Remigius geweiht gewesen und zuletzt als Scheune genutzt worden sei. Sie fiel dann dem Kanalbau zum Opfer.

Schmuck und Waffen gefunden

Vom ersten Kapitel Sirnaus, seiner vor- und frühgeschichtlichen Zeit, wäre wenig bekannt geworden ohne den Bau der Wohnsiedlung in den 1920er/30er-Jahren. Bei den Bauarbeiten stieß man im Bereich von Elster- und Alemannenweg auf zwei Friedhöfe mit 222 zum Teil reich ausgestatteten Gräbern aus dem sechsten bis siebten Jahrhundert, die sorgfältig freigelegt wurden. Gefunden wurden unter anderem kunstvoll gearbeiteter Frauenschmuck und -tracht, Wehrgehänge und Waffen, Reitzubehör, Kämme, Messer, Scheren, Münzen und Keramik. Die Grabbeigaben gewähren einen guten Einblick ins Leben jener Menschen, die damals im Neckartal siedelten. Die Bestattungen hörten im siebten Jahrhundert auf. Ursula Kümmel: „Über die Gründe dafür lassen sich nur Vermutungen anstellen.“

Bei der Ausstellung „Die Alamannen am Mittleren Neckar“ werden vom 15. Juni bis zum 26. Oktober im Stadtmuseum Esslingen im Gelben Haus auch die bei Sirnau entdeckten Fundstücke präsentiert.

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